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Auf Wegen, die sich im Nachhinein nicht mehr nachvollziehen lassen, fand ich auf YouTube einen Vierteiler, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Ihr findet die Filmchen (veröffentlicht im Juni 2014) des Leineberg-TV unter:
Wikingerdorf bei Alfeld entdeckt Teil 1 . . - . . www.youtube.com/watch?v=rafddrWoj9M
Wikingerdorf bei Alfeld entdeckt Teil 2 . . - . . www.youtube.com/watch?v=jT9HDV5czno
Wikingerdorf bei Alfeld entdeckt Teil 3 . . - . . www.youtube.com/watch?v=t_6uofvI07M
Wikingerdorf bei Alfeld entdeckt Teil 4 . . - . . www.youtube.com/watch?v=g0vq3h46-ck
Nachdem ich gesehen hatte, was ein paar Freizeitenthusiasten auf die Beine und in die Wiese gesetzt haben, war ich doch ziemlich von den Ergebnissen angetan. In den Filmbeiträgen ging es vorrangig um die Gruppe, die Darsteller, ihre Tätigkeiten und Ausstattungen. Was mich viel mehr interessierte, aber kaum erwähnt wurde, sind die Gebäude und das Gelände. Also suchte ich nach der Betreiber- und Darstellergruppe "Die schlechte Saat" und bekam deren Domain zum Kauf angeboten.

Irgendwann im Frühjahr 2004 stellte die Stadt Alfeld der Gemeinschaft das 7500 Quadratmeter große Grundstück mit Streuobstwiese zur Verfügung. Damit begann das große Bauen und schon im September 2005 standen ein Langhaus, ein Badehaus, Schafstall und Schuppen. Wer das wie womit gebaut hat, konnte ich nicht herausfinden. Der Herr der Saat, Jarl Udal, betonte in seinen Interviews jedoch stets, dass man sich bei allem, was dort gemacht wurde, man sich immer an Grabungsfunden orientiert hatte. Da es weder die Gruppe noch ihre Website gibt, konnte ich leider niemanden nach Aufwand und Kosten der Anlage fragen. Es hätten mich sowohl die Anschaffungs- als auch die Unterhaltskosten interessiert.

Nachdem nun "Die schlechte Saat" als solches ganz offensichtlich aufgelöst wurde und ich keinen direkten Anlaufpunkt hatte, suchte und fand ich einige Artikel bei dem Geschichtsmagazin chronico.
Die redaktionelle Leitung des sechsköpfigen Teams hat Marcel Schwarzenberger. Von ihm sind auch die Beiträge zu diesem Siedlungsprojekt.
Es handelt sich um:
"Die Wikinger vom Leinetal" vom 11.09.2005
"Wikinger und Franken in trauter Gemeinsamkeit" vom 08.07.2006
"Kurzurlaub unter Wikingern" vom 20.04.2007
Die Redaktion von chronico.de wohnt in Ronnenberg, südwestlich am Rand von Hannover. Wenn man von dort eine Stunde auf der B3 nach Süden fährt, landet man fast direkt in diesem Wikingerdorf. Warum die Berichte nur über die drei Jahre gehen und nach diesem jährlichen Rythmus komplett enden, konnte ich leider nicht erfahren, denn die Mailkontaktversuche mit Marcel Schwarzenberger wurden mit der Meldung der Unzustellbarkeit meiner Mails beantwortet.
Auf der Suche nach aktuelleren Informationen erinnerte ich mich an den Beginn des ersten Videos. Darin wird der Berichterstatter als Kai Gerling geoutet. Er antwortete auf meine Mail nach Informationen zur Siedlung mit einer Webadresse, die zu einer Sachsendarstellergruppe namens Scotelingo führt. In einem bestimmten Tagebucheintrag wird folgendes am 19.11.2016 berichtet:
Übergabe eines Wikingerdorfes
Das Wikingerdorf der Gruppe "Die schlechte Saat" aus Alfeld wurde mit einer anspruchsvollen Zeremonie einer neuen, jüngeren Gruppe von Geschichtsdarstellern übergeben.
Etwa ein Dutzend "Wikinger" aus Alfeld, sowie der weiteren Umgebung, haben die Verantwortung für die Instandhaltung, Pflege, Bewirtschaftung und Belebung dieser wundervollen Anlage übernommen.
Wer diese Wikinger sind, wie sie sich nennen und zu erreichen sind, ob sie überhaupt Öffentlichkeitsarbeit betreiben oder lieber unter deren Ausschluss unter sich bleiben wollen, dass alles ist mir noch nicht bekannt . . .
Hallo, mein Name ist Udal, der Jarl der Schlechten Saat , ich habe den Beitrag heute erst im Internet gesehen, und mich darauf hier angemeldet, wenn noch Interesse besteht, bitte melden.

Anscheinend gibt es dort noch Aktivitäten:
https://m.facebook.com/Fjallidhal-Wiking...29851404218181/
Hallo Finn, dass ist richtig, es sind die Neuen Jüngeren, da wir es altersbedingt nicht mehr schafften. Wegen weiterer Infos könnt Ihr mich gern fragen.

Damals hatte ich einige Fragen. Leider hat sich der Staub des Vergessens darüber gelegt und das Dadurchwühlen in meinem Alter dauert es eben eine Weile . . .
Aber ein paar Fragen sind mir dann doch noch wieder eingefallen:
- Wo liegt das Wikingerdorf? Nach meinem letzten Kenntnisstand müsste es sich bei den Koordinaten 51,978810 & 9,802220 befinden; etwa 200 m nordöstlich des Rettbergs, 500 m südwestlich der B3, in einem Ackerfläche westlich von Alfeld.
- Wie bekommt man eine Stadt- oder Gemeindeverwaltung dazu, einer Frühmittelaltergruppe drei Morgen Land zur Verfügung zu stellen?
- Wem gehört das Land? Wer zahlt die Grundsteuer? Wer ist im Kataster eingetragen? Dort ist es als "Wochenendplatz" bezeichnet.
- Gab es baurechtliche Vorgaben beim Errichten der diversen Häuser und Nutzbauten?
- Wie und womit wurden die Häuser gebaut? Gibt es noch die Baupläne? Wer war der Bauherr und wer die Bauknechte?
- Wer trug/trägt die Kosten für die Instandhaltung?
- Sind die Gebäude versichert? Als Wohnhaus mit Zweitwohnsitz (kaum geeignet), als Gartenlaube?
- Gibt es sanitäre Einrichtungen? In den Videos sah ich keine. Aber ohne modernes WC dort zu hausen, . . . naja :-/
Das wären meine Fragen fürs Erste
Na gut, dann fange ich mal mit beantworten an, sollte ich etwas vergessen, bitte melden.
Die Anfahrt: 31061 Alfeld /Leine , Im schwarzen Siek , dann gerade hoch,an der Weggabel rechts, dann steht man vor der Wickigerwiese (7500 qm ). Die Häuser sind auf Grundlagen aus Museen aus Dänemark und Schweden, im Schnitt haben wir mit 8 bis 13 Mann gebaut,dass Holz wurde von Hand in den Wäldern ringsherum geschlagen und von uns zur Wiese gezogen (keine Maschinen). Die Wiese habe ich von der Stadt Alfeld gepachtet (und habe sie auch noch), ich bin dann mit Plänen von Häusern aus, DK und S.zur Stadt in das Planungsamt gegangen und habe mit denen alles abgesprochen, es durfte nicht erst Wikingerdorf heißen sondern " Historische Landwirtschaft " . Unsere Gruppe war in Hochzeiten bei 30 Mann, die Kosten bis zur Übergabe waren bei ca 130000 € die wir aus eigener Kraft gezahlt haben, die Kosten pro Jahr sind unterschiedlich, kommt auch auf die Tierarztkosten an. Toilette: es gibt ein eigenes Gebäude mit einer Trockentoilette drin. Eine Versicherung gibt es nicht, macht leider kein Versicherer. ( nur so zur Info, dass erste Gebäude das wir gebaut hatten war eine Schmiede , damit wir dann auch das richtige Werkzeug aus der Zeit hatten. )
Wenn noch Fragen sind, immer her damit.

Damit man sieht, wie dieses Wikingerdorf aussieht und die Gebäude zumindest aus der Vogelperspektive sich anschauen, hier ein entsprechender Link:
https://nol.is/jFf
Das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen stellt mit seinem Geobasisdatenviewer die passenden Bilder zur Verfügung.

Neugierige Frage: Wie verhält es sich bei einem solchen Projekt mit der Gebäudeeinmessungpflicht?

Ist das ein öffentliches Gelände? Sprich könnte man dort mal mit ein paar Leuten einfallen und sich ganze vor Ort anschauen?
Wir hatten ja auch schon Mal Gedankenspiele, sowas hier in der Gegend aufzuziehen, aber bisher ist da leider nix draus geworden.

Bundenbach, Adventon, die Tannenburg bei Nentershausen, Ribe, Oldenburg und Wollin habe ich schon besucht, auch das eine oder andere Freilichtmuseum mit "moderneren" Häusern, von daher würde ich mir das gerne mal anschauen, wenn Corona es wieder zulässt. Ist zwar nicht nur um die Ecke, aber das waren die Anderen auch nicht, obwohl die Meisten in Verbindung mit Lager oder Urlaub besucht wurden.
Hallo, schaut mal nach Mike Potter auf Facebook, dass ist der neue Jarl, er hat immer ein offenes Ohr für Gäste, egal ob für Stunden, oder für Wochen Urlaub dort verbringen, ob im eigenen Zelt oder im Langhaus.
EINGEMESSEN: Eingemessen sind nur die Grenzen, bei Langhaus durften die Innen Grundfläche von 70 qm nicht überschreiten , sonst keine Vorgaben oder Einmessungen.